OG- (Original Gangster)Projekte – NFTs der ersten Stunde und ihre Schöpfer

CryptoPunks 

Als sich Matt Hall und John Watkinson im Sommer 2017 in Kanada an ein völlig neues Projekt machten, konnten sie nicht ahnen, was sie mit ihren grob gepixelten Punkern auslösen würden (24 x 24 Pixel). Matt und John sind die Schöpfer der CryptoPunks. Anfang 2021 ging ihr NFT-Projekt plötzlich raketenartig durch die Decke und löste damit den weltweiten NFT-Hype erst so richtig aus. Die CryptoPunks gelten somit als das erste echte OG-Projekt (Original Gangster) der Welt. Zunächst als kostenloses (!) Experiment ihrer Firma Larva Labs auf der Blockchain gedacht, konnte der CryptoPunk-Hunger mit einem Male kaum gestillt werden. Jeder wollte einen haben. Die Preise schossen nach dem Claiming im Zweitmarkt in wahnwitzige Höhen. Der Punk mit der Nummer #5822 wechselte als teuerster Trade innerhalb des Projekts für 23,7 Millionen US-Dollar den Besitzer. Seit dem Projektstart wurden mit den Punks knapp zwei Milliarden US-Dollar umgesetzt. Sogar über das Auktionshaus Christie’s wurden bereits mehrere Punks verkauft. Selbst in die Weltpolitik sind die CryptoPunks eingetreten: Anfang März dropte ein anonymer Punk-Besitzer sein Schätzchen #5364 als Finanzspritze in die öffentliche Wallet der Ukrainischen Staatsregierung. Die 10.000 CryptoPunks sind sogenannte Profile Pictures (PFP), gedacht, um beispielsweise persönliche Profile in den sozialen Netzwerken damit auszustatten – anstelle des eigenen Porträtfotos.

Bored Ape Yacht Club (BAYC)

So viele Trittbrettfahrer hat bisher kein anderes NFT-Projekt erlebt: Die gelangweilten Affenköpfe vom Bored Ape Yacht Club (BAYC) sind das bisher populärste PFP-NFT-Projekt überhaupt. Jeder, der sich mit NFTs beschäftigt, kennt die lustigen Apes – und ihre Verwandten, die Mutant Apes, sowie ihre „Haustiere“, die Kennels. Wer einen oder mehrere Affen sein Eigen nennen kann, braucht sich in Sachen Altersvorsorge kaum mehr Sorgen zu machen. Alleine in diesem Jahr wurden mit den Affen-Bildchen bisher mehr als eine Milliarde US-Dollar umgesetzt. BAYC ist das bislang umsatzstärkste NFT-Projekt. Adidas, Fernsehmoderator Jimmy Fallon, Justin Bieber, Snoop Dogg, Eminem, Madonna, Gwyneth Paltrow, Neymar junior, Mark Cuban, Paris Hilton, Timbaland und DJ Steve Aoki sind bekannte Ape-Besitzer. Am 30. April 2021 startete der Vorverkauf durch das Unternehmen Yuga Labs und löste direkt einen Hype aus. Zum Ausgabekurs von 0,08 ETH konnte ein Bored Ape gemintet werden. Binnen weniger Tage waren alle weg. Anschließend schossen die Preise im Zweitmarkt in astronomische Höhen. Yuga Labs versteht, wie Marketing und Kundenbindung funktionieren: Jeder Ape-Halter ist automatisch Mitglied im Club. Die Mitglieder erhalten Einladungen zu Veranstaltungen des BAYC (Partys in den USA, Asien und in Europa), Merchandise und kostenlose NFTs. So beispielsweise die possierlichen Kennels, also Hunde, die die Langeweile der Affen etwas kurzweiliger gestalten sollen (Bored Ape Kennel Club) und Seren zum Verfüttern an die Apes. Hat man seinem Ape das Gratis-Serum schließlich verabreicht, entsteht ein sogenannter Mutant Ape. Nicht zu vergessen die ApeCoins, die BAYC-Halter kurz vor dem offiziellen Verkauf auch für sich claimen konnten. Das Unternehmen Yuga Labs expandierte mit dem Erfolg seines Affen-Projekts im Frühjahr erheblich und stellte sich sodann als „Web3- Lifestyle-Unternehmen“ auf. Dieser Imagewandel – weg von der nerdigen Coding-Butze hin zur coolen Crypto-Lifestyle-Brand – hat dem Unternehmen einen immensen Schub inklusive Selbstbewusstsein verpasst. Dies gipfelte schließlich darin, dass neben dem eigenen Metaverse (Otherside) auch der eigene Token (ApeCoin) ausgegeben wurde – mit dem wiederum Land-NFTs im Otherside-Metaverse gemintet werden konnten. Wer sich Land sichern wollte, wird die Nacht des 30. April nicht vergessen: Innerhalb von nur drei Stunden waren die 55.000 Otherdeed-NFTs ausverkauft. Zuvor konnten Bored Ape und Mutant Ape Holder insgesamt 45.000 kostenlose Otherdeeds claimen (30.000 gingen an Bored Ape Eigner, 15.000 an Mutant Ape Eigner und 55.000 konnten im Public Sale erworben werden). Da sich aber mehr Wallets für diesen Mint registriert hatten, als NFTs zur Verfügung standen, kam es zu einem Gas-War, also zu einem irrwitzigen Anstieg der Handelsgebühr für NFTs („Gas Fee“). User zahlten mehrere Tausend Dollar an Gebühr – für den Mint eines Otherdeed. In dieser Nacht wurden 175 Millionen Dollar alleine an Gas Fee geblecht. Diese Schlacht um Land im Metaverse gipfelte sogar in einem Beinahe-Zusammenbruch des Ethereum-Netzwerks für einige Stunden. BAYC ist zur Web3-Powermaschine mutiert. Inzwischen kommt im Web3 niemand mehr an der Affenbande vorbei – übrigens auch nicht offline: Snoop Dogg vermarktet seinen Bored Ape beispielsweise als Star seiner Streetwear-Marke „Dr. Bombay“. Und mit „Bored & Hungry“ gibt’s das erste Fast-Food-Restaurant in den USA. Testimonial und Bildmarke im Logo – logisch: der Bored Ape des Machers (mehr dazu auf Seite 46). Ach ja: Zum Unternehmen Yuga Labs gehört längst das CryptoPunks-Projekt. 

CryptoKitties 

Miau: Bereits zwei Wochen nach dem Launch von CryptoKitties wurde das Online-Game als das erfolgreichste seiner Art auf der Blockchain gefeiert. Das war im November 2017! In der deutschen Ausgabe von „Wired“ bezog Blogger Johnny Haeusler klar Stellung: „CryptoKitties sind ein cleverer Mix aus Kryptowährung und Tamagotchi mit einer ordentlichen Prise Börsenhandel.“ Also – worum geht’s? CryptoKittie-Spieler können ihre possierlichen Tierchen (jedes Tier ist einmalig) nach dem Kauf miteinander paaren. Jede Paarung kostet allerdings Ether. Der Clou: Jede Kittie hat unterschiedliche Eigenschaften, die sie vererben kann. Je seltener und attraktiver eine Katze, desto höher ihr Wert: Hat sie beispielsweise besonders seltene und gute Gene oder ist sie schon recht betagt, kostet sie mehr als andere. Ziel ist es, seine Katze mit möglichst seltenen Eigenschaften möglichst lange am Leben zu halten. Rund einen Monat nach dem Mint wurden mit den lustigen Kätzchen schon etwa sieben Millionen US-Dollar umgesetzt. Auch wenn der Katzen-Hype aktuell keiner mehr ist und die Kätzchen teilweise im Zweitmarkt so viel kosten wie bei ihrem Mint, sind sie doch eine echte OG-Schöpfung (Original Gangster). Ihre Entwickler in der kanadischen Firma Axiom Zen hatten damals den Anspruch, mit dem Spiel die Blockchain-Technologie einer möglichst breiten Masse schmackhaft zu machen. Frei nach ihrem Motto, platziert auf der CryptoKitty-Webseite: „The future is meow.“

Chromie Squiggles 

So, Leute: Jetzt wird’s bunt! Ein ganz großer Name im NFT-Geschäft ist Erick Calderon aka Snowfro. Er ist Gründer von artblocks.io, der Plattform für generative Kunst auf der Blockchain-Benchmark also! Künstler, die ihre Werke auf Art Blocks zeigen und auch verkaufen wollen, müssen zunächst die strengen Kriterien der Seite erfüllen. Kunstliebhaber können somit auf Nummer Sicher gehen, dass sie hier wirklich zeitgemäße, angesagte und anspruchsvolle Werke erstehen können. Klar, dass auch Erick seine Kunst auf seiner eigenen Plattform verkauft. Seine Chromie Squiggles sind ein echtes OG-Projekt, an dem kein NFT-Interessierter im Netz vorbeikommt – das erste Generative-Art-Projekt der Plattform Art Blocks. Vor 30 Jahren zappelte im ZDF-Ferienprogramm „Zini“ über den Bildschirm des neuen Farbfernsehers. Ein gelber Wurm, an den sich die in den 1970er-Jahren Geborenen unter uns garantiert noch erinnern können. Was damals „Zini“ in der Glotze war, sind heute die Chromie Squiggles auf dem Monitor von Tablet, Handy und Co: Ein buntes Würmchen, das es in zig Varianten auf der Blockchain gibt und das, klickt man es an, durch einen animierten Farbverlauf eine gewisse Dynamik erzielt. Natürlich gibt es bei diesem Projekt wieder einige Raffinessen, die manche Squiggles interessanter und somit teurer machen als andere. Die Einzigartigkeit eines Squiggles garantiert Art Blocks selbstverständlich – so wie übrigens auch die Einzigartigkeit von jedem anderen NFT innerhalb eines Projekts. Die sympathischen Würmchen waren das erste Projekt von Art Blocks und konnten gratis gemintet werden. Praktisch: Mit einem seiner bunten Squiggles verpasste Erick seiner Plattform Art Blocks zugleich ihr Logo. 

Künstler Beeple 

Der 41-jährige Mike Winkelmann hat das ganz große Ding geschafft – und sich so als echter OG (Original Gangster) ein Denkmal gesetzt: Für sage und schreibe 69,3 Millionen US-Dollar versteigerte Christie’s im Februar 2021 ein digitales Bild von ihm. „Everydays: The First 5000 Days“ zeigt 5.000 von ihm kreierter und aneinandergereihter Bildchen aus der Popkultur. Seit 2007 hat Winkelmann, der auch unter dem Pseudonym Beeple bekannt ist, täglich ein digitales Bild auf Tumblr gepostet. Diese Bildchen stellte er zu einem JPEG zusammen (21.069 × 21.069 Pixel). Durch den Verkauf seines Werkes schoss sich Mike Winkelmann in die Top Drei der teuersten lebenden Künstler. Käufer des Werkes, das als NFT versteigert wurde, ist ein kryptobasierter Fonds, der sich auf NFTs spezialisiert hat und von sich selbst sagt, Marktführer in diesem Bereich zu sein. 

Künstler Pak 

Wer oder was sich konkret hinter dem Pseudonym Pak verbirgt, ist nicht bekannt. Ob Einzelperson oder Programmierer-Team – Fakt ist: Pak, der stets die Frage stellt, was Kunst überhaupt sei, ist ein echter OG (Original Gangster) im NFT-Business. Paks bislang größter Erfolg: der NFT „Merge“. Sein Verkauf spülte Pak 91,8 Millionen US-Dollar in die Kasse und ist damit eines der teuersten bislang verkauften NFTs. Bis April dieses Jahres machten Paks NFTs einen Gesamtumsatz von rund 395 Millionen US-Dollar. Insider behaupten, Pak hätte Beeple dazu inspiriert, ins NFT-Geschäft einzusteigen. Paks NFTs sind Bilder, die durch den Einsatz geometrischer Formen entstehen. Auch generiert Pak programmgesteuerte Bilder, in denen nicht selten versteckte Botschaften enthalten sind. Pak nutzt insbesondere Social Media dazu, um zur Diskussion über seine Werke aufzurufen.

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