Ehre, wem Ehre gebührt. Beginnen wir mit einer Firma, die im Februar 2021 gegründet wurde, im April 2021 ihr erstes Projekt lancierte und deren Wert nur ein Jahr später auf sagenhafte vier Milliarden Dollar geschätzt wurde: Yuga Labs. Stell Dir für einen Moment vor, Du wärst bei der örtlichen Sparkasse für Unternehmensfinanzierung zuständig. Eines Tages tauchen vier junge Typen in Jeans und T-Shirt bei dir auf, die sich „Gargamel“, „Gordon Goner“, „Emperor Tomato Ketchup“ und „No Sass“ nennen. Ihre Gesichter verbergen sie hinter merkwürdigen Affenmasken. Der Businessplan: 10.000 digital generierte „dope apes“ an den Start zu bringen – was man je nach Lesart als „bekiffte“ oder „coole“ Affen übersetzen könnte. Diese fiktiven Affen sind angeblich mit NFTs superreich geworden und hängen nun gelangweilt irgendwo im Sumpf herum, genauer gesagt im Bored Ape Yacht Club (BAYC). Wer Mitglied im Club werden will, braucht ein Bored Ape NFT. Vermutlich würdest Du keinen Cent auf diesen Wahnsinn setzen. Doch inzwischen hat Yuga Labs, so der Firmenname der Vierergang, die bekannteste und wertvollste Marke im NFT-Space geschaffen. Der BAYC war erfolgreich ohne Marktforschung, ohne Werbekampagne, ohne Talkshow-Aufritte und andere PR-Maßnahmen, wie Marketingexperten erstaunt feststellen, einfach durch die Kraft einer globalen begeisterten Community. Glücklicherweise gehöre ich selbst dazu. Ich mintete am 1. Mai 2021 zehn der Affen, jeden einzelnen zum von Yuga Labs festgelegten Spottpreis von 0,08 Ether (damals rund 200 Euro). Und heute? Selbst in der momentanen Kryptoflaute beträgt der Floor Price für die Bored Apes 84 Ether. Zum aktuellen (niedrigen) Etherkurs von 1.750 Euro sind das immer noch knapp 150.000 Euro. Zwischenzeitlich wurde für die Affen ein Vielfaches geboten. Der (in Ether) teuerste Bored Ape wechselte am 30. Januar 2022 für 1.080,69 Ether (damals „nur“ 2,85 Millionen Dollar) den Besitzer. Was ist das Geheimnis dieses Mega-Erfolgs? Es kommt einiges zusammen: Die Affen selbst sind einzigartig, unverwechselbar, cool. Man liebt sie eben, oder man hasst sie. Viele mögen neben dem Look vor allem den rotzigen Humor des Projekts, etwa wenn der erste Meilenstein der BAYC-Roadmap lautet „We pay back our moms“. Die Clubmitgliedschaft im BAYC ist eine clevere Utility, die auf klassische Marketingprinzipien wie Exklusivität und Zugehörigkeit setzt. Potenzielle 10.000 Mitglieder (Fans) sind zahlreich genug, um eine Welle in den sozialen Medien zu erzeugen, und wenig genug, um den Besitz eines Bored Ape zur exklusiven „Rolex“ im NFT-Space zu machen, die man in Discords oder auf Twitter stolz vorzeigt. Zu den Fans der Bored Apes zählen coole Promis von Neymar über Eminem bis Gary Vee, was die Begehrlichkeit der Affen weiter steigert. Laufende Aktionen halten die Spannung auf einem hohen Level. Der BAYC wird nie langweilig, und Member genießen enorme Vorteile. Das ist übrigens eine generelle Strategie im NFT-Space: die belohnen, die früh mit dabei waren. Schon bald nach Erscheinen der Affen (im Juni 2021) gab es für jeden BA-Besitzer einen Hund („Kennel“) kostenlos dazu, denn im Sumpf kann es ziemlich einsam sein. Im August 2021 entstand der Mutant Ape Club mit 10.000 möglichen Mints und zusätzlich 10.000 kostenlosen „Seren“, mit denen BA-Besitzer aus ihrem Affen einen zweiten, „mutierten“ erzeugen konnten. Das seltenste und teuerste dieser Seren (das nur achtfach vorhandene „MegaMutant M3-Serum“) brachte im Verkauf bis zu 1.542,069 Ether (über 5,9 Millionen Dollar). Auch die Kennels wurden und werden zu hohen Preisen gehandelt. Wer einen Bored Ape besitzt, erwirbt damit auch die Verwertungsrechte an der Figur. Er kann T-Shirts damit bedrucken, Streetwear entwerfen, Burger-Läden damit vermarkten oder wie Timbaland eine Musikproduktion gründen, in der Bored-Ape-Avatare auftreten. Auch alles andere passiert längst. Ich selbst bin sogar unter die Bierbrauer gegangen und habe eine Lifestyle-Marke namens 10APES gegründet: In diesem Jahr gibt es das „10APES Bored Beer“ in zehn äußerst dekorativen Dosen im Handel. Geplant sind mit dieser Marke noch viele andere, vor allem auch nichtalkoholische Getränke. Auch durch solche Aktionen bleiben die Bored Apes permanent im Gespräch und der Hype flaut nicht ab. Nebenbei verkörpert diese Offenheit den Von wegen Langeweile: Der Bored Ape Yacht Club (BAYC) hat sich zur Multi-Projekt-Maschine entwickelt. Community-Gedanken des Web3 und verschafft Sympathiepunkte. Die verschworene BAYC-Community, die über Twitter und Discord eifrig kommuniziert, trifft sich inzwischen auch im „Real Life“, beim Ape Fest in New York City, was wiederum weltweit für Schlagzeilen sorgt. Bei Twitter hat der BAYC übrigens inzwischen über eine Million Follower, ein Meilenstein, der mit einem großen Twitter Spaces mit Tausenden Fans gefeiert wurde. Der Discord zählt knapp 170.000 Mitglieder, also ein Vielfaches der BA-Besitzer. Yuga Labs hat sich aufgrund seiner Geschäftsaktivitäten von der „Bored Ape Firma“ zum beherrschenden Unternehmen im NFT-Space entwickelt, vergleichbar mit anderen Digitalgiganten wie Google oder Meta. Meilensteine der Geschäftsentwicklung sind der Erwerb der CryptoPunks und Meebits von Larva Labs (im April 2022) – womit die Marken eins und zwei des PFP-Universums in einer Hand waren – und last but not least die Entwicklung eines eigenen Metaverse namens „Otherside“. Die Pitch-Präsentation, mit der Yuga Labs namhafte Investoren von seiner Metaverse-Vision überzeugte, wurde im März 2022 „geleaked“, sicher nicht unfreiwillig, denn Yuga Labs bietet Eigenwerbung vom Feinsten. Geplant ist nicht irgendein Metaverse, sondern DAS Metaverse, das die digitalen Welten der Mitbewerber überflüssig machen soll. Diese seien schlicht „boring“. Auf der Agenda der Bored-Ape-Erfinder steht ein „interoperable gaming metaverse“ – eine Plattform, auf der nicht nur Land („Otherdeed“) zum Verkauf steht, sondern auch die nächste Generation der PFPs an den Start geht: 10.000 mysteriöse „Kodas“, Himmelwesen, die das Universum vorantreiben und sicher für jede Menge Action sorgen werden. Bored-Ape-Besitzer bekamen Land geschenkt (30.000 Grundstücke), weitere 70.000 gingen in den Verkauf. Käufer erhielten eine individuell gestaltete Parzelle, ein Stück buntes Fantasieland, auf der mit Glück ein Koda wohnte (was die Preise auf dem Zweitmarkt gleich auf rund 20 Ether steigen ließ). Zugleich wird Otherside Spieleentwicklern eine Verkaufsplattform bieten, auf der auch Ingame-Tools gehandelt werden können. Bezahlt wird in dieser Welt mit einem eigenen Token, der ApeCoin heißt (Wie auch sonst?) und im März 2022 an den Start ging. Wer sich einen Eindruck von der Otherside-Welt machen will, sieht sich am besten das Promotion-Video dazu an, wie inzwischen viele Hundertausende andere. Die Zeit wird zeigen, ob sich Yuga Labs’ ehrgeiziger Businessplan einlösen lässt, der Investoren in der Pitch-Präsentation für 2022 einen Gewinn von rund 530 Millionen Dollar prognostizierte. Klar ist jedenfalls, dass sich aus dem BoredApe-Projekt einer Vierer-Gang längst ein Global Player im Digitalmarkt entwickelt NFT Inside hat, der auf zentrale Metaverse-Fragen nach dem Was und Wozu die bisher schlüssigste Antwort gegeben hat. Warum das ein großer Erfolg werden könnte? Weil Yuga Labs alles hat, was es dafür braucht: eine attraktive Marke, ein Händchen für Storys, eine prall gefüllte Kriegskasse, eine begeisterte Community, die bereits im Web3 zu Hause ist und keine Scheu vor Kryptowährungen hat. Und nicht zuletzt eine ambitionierte Business-Strategie, die keinerlei Anzeichen erkennen lässt, sich auf den bereits gewonnenen Lorbeeren auszuruhen.
Direct to Avatar – Auch Gucci ist im Metaverse angekommen
Es sind hochwertige Luxusartikel und natürlich auch Statussymbole: Sündhaft teure Klamotten und Accessoires von Edelmarken wie beispielsweise Louis Vuitton, Balenciaga