Alle Welt redet – gefühlt – nur noch über das Thema Künstliche Intelligenz (KI; englisch: Artificial Intelligence, AI). KI hält immer mehr Einzug in Industrie und Forschung. Vorhersagen jeglicher Art können durch die Hinzunahme von KI gestützt sein. Im echten Leben begegnen wir immer öfter der KI – ohne es zu merken. KI bedient sich mathematischen Methoden und Informatik, die speziell für die jeweilige Anforderung entwickelt wurde. Roboter in Produktionen arbeiten mit KI, Aktien- und Fonds-Investments werden bereits KI-unterstützt angeboten, das Militär setzt KI ein – und jeder Mensch im Auto bei der Nutzung des Navigationssystems. Über logisches Denkvermögen verfügt die so genannte „starke KI“ allerdings noch nicht. Verbreitet ist bisher die „schwache KI“. Als prominenteste Plattform zum Erstellen von kostenfreien eigenen Texten gilt ChatGPT (Generative Pre-trained Transformer). Hierbei handelt es sich um einen Chatbot, der Künstliche Intelligenz einsetzt, um mit Nutzern über textbasierte Nachrichten zu kommunizieren. ChatGPT setzt auf moderne maschinelle Lerntechnologie. Es generiert Antworten, die natürlich klingen und für das Gespräch relevant sein sollen. Den Chatbot entwickelte das Unternehmen OpenAI aus Kalifornien. Im November 2022 wurde er veröffentlicht. Für den Hausgebrauch gibt es längst Anbieter, die KI zur Erstellung von Bildern und Musik anbieten. Ist beispielsweise gerade nicht genau DAS lustige Katzenfoto mit der Wiese zu finden, auf der Osterglocken blühen, das aber unbedingt die Einladung zum 15. Geburtstag illustrieren soll? Dann macht man sich eben ratzfatz – und zum privaten Gebrauch meist für umme – das eigene Bildchen selbst. Anbieter wie etwa dream.ai, craion.com oder der Generator DALL-E 2 von OpenAI (open.ai), sind etablierte Systeme. „DALL-E 2 ist ein KI-System, das anhand einer Beschreibung in natürlicher Sprache realistische Bilder und Kunstwerke erstellen kann“ heißt es auf der Webseite. Gleiches Prinzip bieten KI-Plattformen für Musik, die allerdings weniger verblüffen als die Kollegen aus der Foto-Ecke. Künstliche Intelligenz wird zunehmend auch in der Kunst eingesetzt. Und einige Künstler sind bereits eifrig am Gestalten – und kräftig dabei, Umsatz im Web3 zu generieren. Einer von ihnen ist beispielsweise Refik Anadol aus Istanbul. Er ist ein international renommierter Medienkünstler, Regisseur und Pionier auf dem Gebiet der Ästhetik der maschinellen Intelligenz. Er lebt in Los Angeles, wo er das Refik Anadol Studio und das RAS LAB betreibt, eine Forschungspraxis, die sich auf die Entdeckung und Entwicklung bahnbrechender Ansätze für Datenerzählungen konzentriert. Anadols Arbeiten befassen sich mit den Herausforderungen und Möglichkeiten, die das allgegenwärtige Computing der Menschheit auferlegt hat, und mit der Frage, was es bedeutet, im Zeitalter der KI ein Mensch zu sein. Er erforscht, wie sich die Wahrnehmung und Erfahrung von Zeit und Raum radikal verändert, jetzt, da Maschinen unseren Alltag beherrschen. Für sein unfassbar beeindruckendes Kunstwerk „Unsupervised“ im Museum of Modern Art (MoMA) in New York entwarf er ein alternatives Verständnis von moderner Kunst, indem er die Metadaten der riesigen Sammlung des MoMA in ein Werk verwandelte, das kontinuierlich neue Formen in Echtzeit erzeugt. Für „Quantum Memories“ in der National Gallery of Victoria wurden 200 Millionen Fotos der Erde und ihrer Landschaften, Ozeane und Atmosphäre verwendet, um eine alternative Realität der Natur zu visualisieren. Für „Sense of Space“ auf der 17. Internationalen Architekturausstellung (die Biennale di Venezia) wurden etwa 70 Terabyte MRT-Daten, einschließlich Struktur-, Diffusions- (DTI) und funktioneller (fMRI) Scans von Menschen von der Geburt bis ins hohe Alter, verwendet, um das vom menschlichen Gehirn inspirierte Kunstwerk zu gestalten. Anadol, ein früher Anwender der Blockchain-Technologie, hat mit Hilfe von NFT-Verkäufen über mehr als Millionen US-Dollar für wohltätige Organisationen wie das St. Jude Children‘s Research Hospital, die Alzheimer-Stiftung und UNICEF gesammelt. „Metaverse“, eine physische Ausstellung in Hongkong und die dazugehörige NFT-Sammlung, brachte die vielfältigen Werke seines Studios im Metaverse zusammen. Die in Zusammenarbeit mit Sotheby‘s präsentierte NFT-Sammlung enthielt einen weiteren bahnbrechenden Ansatz für die Medienkunst, indem sie das erste immersive NFT präsentierte. „Ich arbeite mit AI zusammen, um Kunst zu schaffen, die transzendental ist – Kunst, die beim Betrachter eine wortlose Wahrheit hervorruft. Gemeinsam schaffen wir Werke, die größer sind als die, die jeder von uns allein schaffen könnte, wobei keiner wichtiger als der andere für den Prozess ist. Ich produziere auch physisch gemalte Zwillinge ausgewählter digitaler Werke. Auf diese Weise können sowohl die KI als auch der Künstler in derselben Welt wie unsere Kunst existieren“, sagt Claire Silver. Silver ist eine der beständigsten und prominentesten Stimmen der KI-Kunstbewegung, die regelmäßig KI-Kunstwettbewerbe auf Twitter veranstaltet und sowohl Künstlern als auch KI-Skeptikern Perspektiven und Ratschläge zum Wert und Potenzial der Technologie gibt. Als solche hat sie mehrere bahnbrechende Verkäufe im NFT-Space getätigt, wobei ihr Erstlingswerk, „C l a i r e“, auf SuperRare für 52 ETH (mehr als 92.000 US-Dollar) verkauft wurde. Silvers maßgebliche KI-Kollaborations-Kunstsammlung „AI Art is Not Art“ hat kürzlich die 1.000-ETH-Handelsvolumen-Marke auf dem Zweitmarkt geknackt. Die Sammlung verzeichnete innerhalb von 30 Tagen 50 Verkäufe – zwischen stolzen 2,3 und 9,11 ETH. „Mit dem Aufkommen der KI wird zum ersten Mal die Schranke des Könnens weggefegt: Geschmack ist die neue Fähigkeit. Was als Nächstes kommt, wird die Krönung der gesamten kreativen Tradition der Menschheit sein“, ist sich Claire Silver sicher.
Ein Künstler, der ebenfalls KI zum Gelingen seiner Werke einsetzt, ist zaxieee.eth. Der Mann hinter diesem Pseudonym bezeichnet sich selbst als „Künstler und AI-Liebhaber“, zudem arbeitet er als Produzent und DJ. Zaxieee.eth hat sich ganz und gar der Kunst verschrieben – auf dem Parkett der Web3-Bühne hatte er unlängst einen fulminanten Auftritt: Kein geringerer als Erick Snowfro (ArtBlocks, Chromie Squiggles, Friendship Bracelets) hatte ihn als heißen Tipp im Interview im NFT Magazin by Mike Hager (Ausgabe 2) auf dem Schirm. Eine immense Reputation für den Künstler, der mit seinen Werken in Woll-Optik („Wooly World“) um die Ecke kam. „Mama ich hab’s geschafft“, war sein Kommentar unter dem geteilten Instagram-Post auf seinem Profil, als er das Interview las – und seinen Augen kaum traute. Seine Skylines aus Wolle, ganze Woll-Städte („Woolington“ oder „Fluffy Town“) oder auch abstrakte Werke in warmen Farben und augenscheinlich aus Wolle produziert, sind ein Novum in der bisherigen NFT-Kunstwelt.