„Im Bärenmarkt sieht man, wer Nerven hat“ – Investmentprofi Mario Lochner im Interview

NFT Magazin: Wann hast du zum ersten Mal von NFTs gehört?

Mario Lochner: Ich kann mich an keinen Heureka-Moment erinnern, aber ich glaube, Anfang 2021 bin ich auf Plattformen wie OpenSea aufmerksam geworden. Mein Interesse war sofort geweckt, aber zum Investieren hat es damals noch nicht gereicht. Richtig wurde mein Interesse dann natürlich durch die Bored Apes und den Hype um Beeple geweckt.

NFT: Welchen Stellenwert hat dieses Thema im Investmentbereich?

ML: In der Wahrnehmung und in der Berichterstattung nehmen NFTs aus meiner Sicht schon einen prominenten Platz ein. Das Interesse deckt sich aber noch nicht mit den tatsächlichen Investments. NFTs sind in der Praxis dann doch noch eine Nische, was für mich aber auch auf ein großes Potenzial hindeutet. Also wenn man den Indikator von Aktien oder Bitcoin zugrunde legt, dass es nach einer Blase riecht, wenn sogar schon Nachbar und Frisör vom heißen Tipp reden, dann sind wir bei NFTs noch weit weg vom Gipfel. 

NFT: Was ist deine Beobachtung im Bärenmarkt? 

ML: Dass sich die Spreu vom Weizen trennt. Egal ob Aktien, Kryptos oder NFTs: Im Bärenmarkt sieht man, wer zum einen die Nerven hat und wer finanziell solide aufgestellt ist. Bei einer Flut braucht man keine Badehose, aber wehe, es kommt die Ebbe. Es ist eben der Klassiker: In Zeiten von Krisen und vor allem von steigenden Zinsen wird Risiko dann doch abverkauft. Kurios ist aber auch, dass NFTs ja zwischenzeitlich sogar stabiler waren als manche Aktie. Viel hängt eben dann doch auch am Kurs von Kryptos wie Ethereum, das darf man nicht vergessen. 

NFT: Was sind die größten Fehler, die man machen kann? 

ML: Aus meiner Sicht zunächst mal: gar nicht dabei sein. Und dann der nächste Fehler: zu viel davon erwarten und dementsprechend zu viel investieren. Chance und Risiko sind beide enorm. Dementsprechend kann ich die Maximalisten nicht so wirklich verstehen. Es ist aber im Allgemeinen dasselbe wie bei Aktien oder Immobilien: Wer blind kauft und einfach mal hofft, der wird im Zweifel Probleme kriegen. 

NFT: Mit welchen Kryptos beschäftigst Du Dich? 

ML: Ich setze persönlich bislang nur auf BTC und ETH, weil ich das überblicken kann und mich schon seit Jahren damit beschäftige. Natürlich finde ich auch andere Projekte spannend wie Cardano, Solana oder Decentraland, aber es kann für mich nur eine hochspekulative Beimischung in meinem Zukunfts-Depot sein, mein Schwerpunkt liegt dann doch auf Aktien. 

NFT: Dein erster Rat für Interessierte? 

ML: Unbedingt die Basics lernen bei Profis wie Mike Hager und Co., denn es lauern schon Tücken bei den vermeintlich einfachen Dingen. Das ist ja heute leicht dank guter Bücher und Videos auf YouTube. Dann sollte man aber doch unbedingt einfach mal anfangen und echtes Geld investieren. In der Theorie versauern, hat noch niemandem geholfen. Und dann hilft eben nur Recherche und den richtigen Leuten folgen, wenn man mehr will. 

NFT: Ist aus Deiner Sicht Vorsicht bei NFTs geboten? 

ML: Wer Dinge generell abtut, ohne darüber nachzudenken, ist für mich mental schon mal nicht liquide und kann Chancen verpassen. Eine kritische Haltung ist dennoch angebracht aus meiner Sicht. Man muss die goldene Mitte finden. Für mich kann es ein NFT auch eher nicht mit einer Aktie aufnehmen, hinter der ein erfolgreiches Unternehmen mit gigantischen Cashflows steht. Aber NFTs haben das Potenzial, dass man mit wenig Einsatz viel Gewinn erzielen kann, und es lassen sich geniale Geschäftsmodelle entwickeln, die sogar Nutzen in der realen Welt stiften können. Man sollte sich unbedingt damit auseinandersetzen. 

NFT: Hast Du ein Lieblings-NFT? 

ML: Das ist ein NFT vom berühmten Gemälde von Gustav Klimt: der Kuss. Ehrlich gesagt besitze ich auch noch keinen anderen. Aber ich habe es definitiv vor! 

NFT: Wo siehst Du die NFT-Technologie in fünf Jahren? 

ML: Ich kann mir alles vorstellen! Als rationaler Optimist sehe ich sowohl das massive Risiko, gerade wenn man das aktuell schwierige Umfeld betrachtet mit steigenden Zinsen, Energiekrise und drohender Rezession. Aber ich sehe auch die Chance, grade im Hinblick auf das Metaverse – ich hoffe deswegen, dass NFTs in fünf Jahren als Assetklasse nicht mehr wegzudenken sind und uns viel Nutzen in der digitalen, aber auch analogen Welt stiften.

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